Dornröschen sticht sich an der Spindel. (Malerei)

Weihnachtsfolge: Textiles in Märchen (Podcast #012)

Aktualisiert am 13. Juli 2023.

In dieser Episode werfe ich einen Blick auf textile Techniken und Themen in Märchen. Schöne Weihnachten, und viel Vergnügen beim Zuhören.

(Titelbild von Von Alexander Zick – Märchen, Grot’scher Verlag, Berlin 1975, Gemeinfrei, Link)

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  • 0:00:28 Einleitung
  • 0:02:10 Musik: Kling Glöckchen kling
  • 0:05:26 Vom Spinnen
  • 0:08:29 Musik: Leise rieselt der Schnee
  • 0:12:28 Vom Weben
  • 0:14:54  Musik: Lasst uns froh und munter sein
  • 0:18:34 Kleider machen Leute (eitel)
  • 0:24:41 Musik: Es wird scho glei dumpa
  • 0:28:24 Zauberkräftige Schuhe
  • 0:31:51 Musik: Es hat sich heut’ eröffnet
  • 0:36:12 Schlusswort

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Quellen

Musik

“Still”, Weihnachtslieder von Otto Lechner, Klaus Trabitsch und anderen.Wenn dir die Musik gefällt, unterstütze die Künstler durch einen Kauf. Die CD erhältst du im gut sortierten Fachhandel, oder als Schallplatte (Vinyl) hier.


Einleitung

Märchen sind eine Literaturgattung, die vor allem in der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert sehr beliebt wurde. Es entstanden mehrere Märchensammlungen, unter anderem haben die damals erst Anfang 20-jährigen Brüder Jacob und Wilhelm Grimm im Auftrag von Clemens Brentano Märchen gesammelt. Teils aus bereits früher erschienen Büchern, teils haben sie Menschen befragt.

Als Brentano die übermittelten Aufzeichnungen doch nicht veröffentlicht hat, haben sich die Brüder selbst an die Herausgabe gemacht, und zwischen 1810 und 1850 mehrere Fassungen der gesammelten Märchen veröffentlicht. Das Buch “Die wahren Märchen der Brüder Grimm” beinhaltet unter anderem frühe Versionen der Texte, an denen man die tiefgreifenden textlichen Überarbeitungen gut nachvollziehen kann: Mehrere Versionen wurden zusammengeführt, die Texte bearbeitet, geglättet und stilisiert, um den typischen “Grimmschen Tonfall” zu erhalten. Einige Märchen wurden ausgeschlossen (zum Beispiel Märchen französischen Ursprungs wie “der gestiefelte Kater”), andere Märchen kamen hinzu, vor allem weil sich nach der Veröffentlichung der ersten Ausgaben neue Erzählerinnen meldeten und zur Verfügung stellten. 

Auch der berühmte dänische Schriftsteller H.C. Andersen (1805-1875), der ein Zeitgenosse der Grimms war, hat teilweise bereits früher vorhandene Texte genommen und überarbeitet, teils eigene Märchen erfunden. 

Märchenbücher wurden populär zum Vorlesen in Kinderzimmern, und viele Geschichten haben wir alle gehört, wenn wir im deutschsprachigen Raum aufgewachsen sind. Für die heutige Folge habe ich ein paar Geschichten ausgewählt, die textile Themen beinhalten. Viel Vergnügen beim Zuhören. 

Musik: Kling Glöckchen kling

Vom Spinnen

Dornröschen soll sich in ihrem 15. Jahr an einer Spindel stechen und sterben. Sie geht in den Turm, worin eine alte Frau ihren Flachs spann.

Auch bei Rumpelstilzchen wird gesponnen, aber da spinnt die arme Bauerntochter Stroh (also eigentlich Flachs, und nicht Wolle) zu Gold spinnen, und das Rumpelstilzchen hilft ihr dabei. 

Bei Frau Holle musste die fleißige Tochter spinnen, “bis ihr das Blut aus den Fingern sprang”. Dann ging sie zum Brunnen, um die Spindel zu waschen, aber die Spindel fällt ihr in den Brunnen, und als sie ihr nachspringt, kommt sie zur Frau Holle. 

>> Vom bösen Flachsspinnen (in einer neueren Version)

Die Moral von der Geschicht: Spinnen macht hässlich? Ich glaube nicht, dass das viele der aktuellen Spinnerinnen bestätigen können.

Musik: Leise rieselt der Schnee

Vom Weben

Auch das Weben kommt in zahlreichen Geschichten vor. Ich finde ja immer noch lustig, wie der Kaiser neue Kleider bekommen soll, aber zu eitel und zu dumm ist, die hinterhältigen Weber zu durchschauen, die auf ihren Webstühlen nur Luft weben. Bis ein “unschuldiges Kind” bei der Parade den König entlarvt, indem es laut verkündet “Aber der hat ja gar nichts an”.

>> Einst kam zu einem Leinenweber ein Geselle, aus einer Sammlung niedersächsischer Märchen und Legenden.

Musik: Lasst uns froh und munter sein

Kleider machen Leute (eitel)

Kleider machen Leute, so heißt eine Novelle von Gottfried Keller, in der ein armer, aber gut gekleideter Schneidergeselle wegen seines Äußeren für einen polnischen Grafen gehalten wird. “Kleider machen Leute” das gilt aber auch für sehr viele Märchen: 

  • Die Stiefschwestern nehmen Aschenputtel die schönen Kleider weg. Aber beim Ball, mit der richtigen herbeigezauberten Kleidung, ist sie die Schönste und kommt doch noch zu ihrem Prinzen. 
  • Die Gänsemagd die von ihrer Kammerzofe übertölpelt und von ihrem Bräutigam nicht erkannt wird, solang sie nicht die richtigen Kleider anhat. 
  • Schneewittchen ist in einer frühen Fassung der Geschichte sehr häuslich. Sie näht und strickt für die Zwerge. Eitel dürfte sie auch gewesen sein, denn sie kauft von der Krämersfrau (ihrer verkleideten Stiefmutter) beim ersten Besuch Schnüre und lässt sich viel zu eng einschnüren. Die Zwerge schneiden die Schnüre entzwei, wodurch Schneewittchen wieder zu sich kommt. Bis sie später in den vergifteten Apfel beisst.

Gute Kleidung ist in den Märchen häufig auch mit Eitelkeit und Aufschneiderei verbunden. „Des Kaisers neue Kleider“ habe ich schon erwähnt, aber auch das „Tapfere Schneiderlein“ wirft sich in Schale und brüstet sich mit seinen Taten.

In der folgenden Geschichte von H.C. Andersen geht es aber nicht um einen eitlen Menschen, sondern um einen eitlen Kragen.

>> Der Kragen von H.C. Andersen

Musik: Es wird schon glei dumpa

Zauberkräftige Schuhe

Im letzten Abschnitt der heutigen Episode soll es um mehr oder weniger zauberkräftige Schuhe gehen.

In der Geschichte vom Däumling zum Beispiel, stiehlt dieser einem Menschenfresser die Siebenmeilenstiefel und entkommt auf diese Weise mit seinen sieben Brüdern. Solche Stiefel wären manchmal ganz praktisch. 

Oder die Geschichte vom Kater, der sich vom armen Müllerssohn die Stiefel leiht, und ihm dadurch zu Reichtum und zu einer Prinzessin verhilft, auch verfilmt als “Der gestiefelte Kater”  

Und dann gibt es die grausamen Schuh-Märchen, wie das vom eitle Mädchen mit den roten Schuhen bei HC Andersen: Die Schuhe sind an den Füßen festgewachsen, und das Mädchen muss so lange weitertanzen, bis es sich die Füße mitsamt den Schuhen vom Scharfrichter abhacken lässt. Ähnlich grausam geht es bei Schneewittchens Stiefmutter zu, die zum Schluss in glühenden Schuhen tanzen muss, bis sie tot umfällt, und bei Aschenputtels Stiefschwestern, die sich Zehen und Fersen abschlagen, um in die gläsernen Pantoffel zu passen.

“Blut ist im Schuh” bedeutet: Schönheit muss leiden? 

Beenden möchte ich diesen Abschnitt aber mit einem versöhnlichen Schuh-Märchen, nämlich mit den Grimmschen Wichtelmännern

Musik: Es hat sich heut eröffnet

Schlusswort

Das war’s für heute mit der märchenhaften Weihnachtsfolge. 

Die Musik stammt von der genialen CD “Still” von Otto Lechner und Klaus Trabitsch. Wenn dir die Musik gefallen hat, unterstütze gerne die Künstler durch den Kauf einer CD oder einer echten Schallplatte aus weißem Vinyl.

Ich danke dir fürs Zuhören, wünsche dir schöne Feiertage und einen guten Rutsch!

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2 Kommentare zu „Weihnachtsfolge: Textiles in Märchen (Podcast #012)“

  1. Was bedeutet denn „ach nân düwel, slât strâ in“?
    Ich habe es gegoogelt, aber leider nichts gefunden.
    Der erste Teil könnte heißen: „Ach nein, Teufel.“
    Aber was bedeutet der Rest?

    1. Avatar-Foto
      Gabriele Brandhuber

      Hallo Henriette, ich weiß es leider auch nicht genau. Gemeinsam mit einer Freundin habe ich ein bisschen recherchiert und versucht, der Bedeutung auf die Schliche zu kommen:

      „düwel“ bedeutet ziemlich sicher „Teufel“,
      „slât“ wahrscheinlich Lamelle oder Latte (Schaft beim Webstuhl?)
      „strâ“ könnte vielleicht „Stroh“ bedeuten, also Flachs/Leinen?

      Dann wären mögliche Übersetzungen für „Ach nân düwel, slât strâ in!“:
      „Ach zum Teufel, spann/schäfte Flachs ein“ ?
      „Nun los du Teufel, spanne Stroh ein“ ?

      Mit letzter Sicherheit kann ich es (noch) nicht sagen. Aber ich werde auch noch versuchen, Germanist:innen aus meinem Umfeld zu aktivieren.
      Einstweilen liebe Grüße, und danke fürs genaue Zuhören!
      Gabi

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