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Nunu Kaller über „guten Konsum“ (Podcast #017)

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Aktualisiert am 18. Mai 2024.

Nunu Kaller, ist Buchautorin, Speakerin, Feministin und Aktivistin. Seit vor beinahe 10 Jahren ihr Bestseller „Ich kauf nix!“ erschienen ist, denkt sie viel darüber nach, was Konsum mit unserer Umwelt und auch mit uns selbst, vor allem mit uns Frauen, macht. Heute unterhalten wir uns über den Guten Konsum und über Nunus neuestes Projekt, eine große Veranstaltung, die am Beginn des Sommers in Hallein bei Salzburg stattfinden wird.

Im Transkript kannst du unser Gespräch nachlesen.

Oder es dir hier anhören.

Die Konsumdialoge „Texil“ finden vom 29.06.-01.07.2023 in der Modeschule in Hallein bei Salzburg statt. Der Eintritt ist frei.

Für den neu gestifteten Preis „Vivienne“ – Österreichischer Preis für ökologische Textilien können sich Firmen noch bis 30.04.2022 bewerben.

  • 00:00:33 Was können wir uns unter „gutem Konsum“ vorstellen?
  • 00:04:18 Wir brauchen systemische Veränderung und politische Entscheidungen
  • 00:08:00 Recycling-Polyester gibt trotzdem Mikroplastik ab
  • 00:11:30 Woran kann ich Greenwashing erkennen?
  • 00:14:10 Was sind Alternativen dazu, viel Neues zu kaufen?
  • 00:17:19 Wertewandel in Bezug auf Kleidung, und Nunus Kollektion in Kooperation mit „Wiener Konfektion“
  • 00:22:30 Die Modeindustrie bedient „Plus-Size“ kaum
  • 00:24:35 Second Hand erfährt eine Aufwertung? Wird zum Trend?
  • 00:27:41 konsumdialoge.at und neuer Textilpreis „Vivienne“
  • 00:34:35 Schlusswort

Was können wir uns unter „gutem Konsum“ vorstellen?

Gabriele Brandhuber

Liebe Nunu, herzlichen Dank, dass du heute dir die Zeit genommen hast und zu mir in den Podcast gekommen bist.

Nunu Kaller

Ja, danke für die Einladung.

Gabriele Brandhuber

Sehr gerne. In deinem neuesten Buch „Kauf mich!“, da geht es um Konsum im weiteren Sinn, weil wir halt nicht „nicht konsumieren“ können. Aber du machst dich auf die Suche nach dem „guten Konsum“. Was sind denn so deine Tipps? Was ist denn das, was du guten Konsum nennst? Vor allem, wenn wir von Kleidung sprechen?

Nunu Kaller

Da muss ich ein bisschen ausholen: Warum nenne ich es überhaupt „guten Konsum“? Ich habe jahrelang bei Greenpeace als Konsument:innen-Sprecherin gearbeitet und habe da ständig den Leuten erklärt, wie sie unter Anführungszeichen „richtig“ konsumieren können, sollen, dürfen, wollen, müssen, whatever. Und da ging’s halt immer um dieses „regional, saisonal, bio“ bzw. um die faire ökologische Produktion, bio usw. bei der Kleidung. Und dann hatte ich so ein, zwei Schlüsselerlebnisse. Eines davon war, dass mich ein Greenpeace-Unterstützer angerufen hat und gefragt hat: er hat jetzt seine gesamte Küche ausgeräumt. Alles Plastik weg. Soll er das jetzt mit Glas oder soll er es mit Edelstahl ersetzen? Und ich habe mir gedacht: „Schlau war das jetzt nicht von dir?“ Weil das Nachhaltigste, was man tun kann, ist bestehende Ressourcen zu nutzen. Ich verstehe schon, dass man inzwischen in der Forschung so weit ist, dass man sagt: Das mit den Plastikbehältern im Mikrowellenherd vielleicht nicht. Aber da würde ich eher den Mikrowellenherd raushauen, als das Geschirr. Und habe mir dann überlegt, was ist jetzt eigentlich der gute Konsum? Weil wenn ich jetzt alles in öko, bio, Demeter, linksdrehend, bei Mondschein geerntet konsumiere, aber nicht weniger konsumiere, dann ist das ja nur eine andere Seite eines gewissen Konsumismus, die alt ein bisschen mehr kostet. Und das war halt für mich nicht der gute Konsum.

Nunu Kaller

Und außerdem, die zweite Frage, die ich mir gestellt habe, war: Wir alle wissen es – gerade bei den Textilien – wir alle wissen es. Spätestens seit dem Zusammenbruch von Rana Plaza, von der Fabrik in Bangladesch. Die war auf dem Titelblatt der New York Times, die war aber auch auf dem Titelblatt der Kronenzeitung [die größte österreichische Tageszeitung, ein Boulevardblatt]. Seither kann mir niemand mehr erzählen, dass sie nicht wissen, dass das bei der Fast Fashion Produktion vielleicht nicht ganz so leiwand zugeht? Man muss ja nicht das große Detailwissen haben, aber wenigstens das. Und trotzdem machen ständig neue Ketten auf. Gibt es immer schnellere Modesysteme online. Und da habe ich mich gefragt: Warum ist das eigentlich so? Warum konsumieren wir trotzdem, wenn wir es ja eh besser wissen? Diese beiden Überlegungen haben mich dazu geführt, guten Konsum zunächst mal, natürlich, als reduzierten Konsum zu definieren. Also ganz wichtig ist einfach, dass wir weniger kaufen. Und auf der anderen Seite, dass wir uns ein bisschen weniger über den Konsum selbst identifizieren. Weil wir uns ja selbst schon zur Zielgruppe machen. Und unsere Macht als Konsumenten und Konsumentinnen: Sie ist da. Aber sie darf auf gar keinen Fall überschätzt werden. Und da finde ich auch noch ganz wichtig: Guter Konsum ist eigentlich, sich nicht ständig als Konsument zu identifizieren. Sondern Alternativen zu suchen.

Wir brauchen systemische Veränderung und politische Entscheidungen

Gabriele Brandhuber

Genau. Das fand ich auch einen ganz spannenden Punkt in deinem Buch, relativ am Schluss, wo du dann sagst: Wir haben zwar eine gewisse Macht, wem wir unser Geld geben. Und dadurch können wir bis zu einem gewissen Grad etwas beeinflussen. Aber wenn man sich anschaut, wie viel Mini-Prozent eigentlich bio produziert sind, fragt man sich: Warum dürfen die das eigentlich? Diesen ganzen anderen Mist ins Geschäft stellen? Wieso hält die keiner auf? Wieso gibt es da nicht politische Maßnahmen dagegen? Wieso gibt es nicht viel größere Bewegungen. Also deinen Aufruf zum Schluss fand ich gut: Mich nicht als Individuum, als singuläre Einheit zu begreifen, die jetzt unbedingt alles super, super, super machen muss. Sondern sich zusammenzuschließen und auch zu sagen: Leute, wir müssen gemeinsam etwas tun, um dieses System zu ändern. Es geht um ein System, und ich als Individuum bin klein und einzeln. Was soll ich schon machen? Aber wenn wir uns zusammenschließen, dann können wir Dinge bewegen.

Nunu Kaller

Ganz einfaches Beispiel wo so klar wird, dass es um ein System geht, und dass es um politische Entscheidungen geht, ist: Wir haben in der EU die Bio-Richtlinie. Das heißt bei den Lebensmitteln: Wo Bio draufsteht, da muss Bio drinnen sein. Da fährt der Zug drüber, das ist aus Gesetz. Diese Regelung haben wir in der EU, aber nicht zu Bio-Baumwolle und anderen Bio-Textilien. Mit dem Ergebnis, dass hier garantiert mehr Bio-Baumwolle am Markt ist als produziert wird. Weil du siehst es dem Produkt ja nicht an. Du kannst „Bio“ draufschreiben und: Ja, schön. Es ist ein schöner Stoff. In den USA ist es genau umgekehrt. In den USA gibt es für die Lebensmittel diese Regelung nicht, was ziemlich dramatisch ist, wenn man sich die dortige Situation anschaut. Aber Bio-Baumwolle darf nur als „organic“ verkauft werden, wenn sie das GOTS Siegel trägt, also den „Global Organic Textile Standard“. Da hat einfach jemand irgendwann sehr gut lobbyiert, dort. Und das Ergebnis ist, ich habe es vor ein paar Jahren in New York wieder gesehen: Es wachsen die Second Hand Läden wie die Schwammerl aus dem Boden. Was mich jetzt überhaupt nicht überrascht. Weil wir sind komplett über-konsumiert sozusagen. Aber auf der anderen Seite leben die Leute, gerade in New York, auf sehr kleinem Raum. Das heißt: Wenn sie schon diesen Kreislauf haben, der ständig neuen Kleidung, muss der Rest auch irgendwann wieder weg. Man sucht aber wirklich mit der Lupe die Läden, die Biomode anbieten. Und da sieht man genau, was passiert, wenn das Gesetz sich ändert. Überhaupt, wie es zu einer gesetzlichen Entscheidung kommt. Warum das so wichtig ist, dass wir auf die Strukturen gehen. Dass wir auf die Politik gehen. Dass wir die Politik auch daran erinnern, gemeinsam, dass sie in der Verantwortung steht, die Wirtschaft zu regulieren. Das ist nicht nur die Konsumenten-Verantwortung.

Gabriele Brandhuber

Ja, das mit dem Bio ist halt auch so: Man kann ja gar nicht so viele Fasern Bio anbauen, wie von dieser Wahnsinns Fashion-Industrie verbraucht wird jedes Jahr. Man kann nicht einmal so viele Naturfasern pflanzlicher oder tierischer Herkunft anbauen oder irgendwo abschneiden, wie jährlich von der Fast Fashion verbraucht wird. Das heißt, wir haben einfach nur einen minimalen Bioanteil. Wir haben einen etwas größeren pflanzlich-tierischen Anteil, aber wir haben einen riesengroßen petrochemischen Anteil, diese ganzen Polyester-Geschichten usw..

Recycling-Polyester gibt trotzdem Mikroplastik ab

Nunu Kaller

Genau. Der Welt-Faser-Report kommt jedes Jahr heraus. Den aktuellen habe ich jetzt gerade nicht im Kopf, aber ich weiß, dass wir bei weit über 60% Anteil an Polyester am Welt-Fasermarkt stehen. Also das ist schon wirklich enorm.

Gabriele Brandhuber

Ja, aber es ist auch ganz logisch. In dem System ist es völlig logisch, warum das gar nicht anders sein kann.

Nunu Kaller

Die billigst zu produzierende Faser, die du am meisten manipulieren kannst. Aus Polyester kannst du Sommerkleidung und Winterkleidung machen. Du kannst einen Fleece-Pullover draus machen, du kannst aber auch ein Sommer-Fetzen-Kleid draus machen. Das ich nie anziehen würde, weil man so stinkt in Polyester, aber egal. Also aus der Sicht ist es natürlich total logisch. Und ich muss das leider immer anbringen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe: Recyceltes Polyester ist in den allermeisten Fällen Greenwashing. Weil beim Polyester, in Sachen Umweltbelastung, geht es gar nicht so sehr um die Produktionsebene, sondern geht es um die Waschung. Und die Waschung des fertigen Kleidungsstücks. Weil jedes Kleidungsstück fasert. Bei der Polyesterwaschung produzieren wir in Massen Mikroplastik. Und ob das jetzt ein recyceltes Polyester ist oder nicht, ändert überhaupt nichts an den Fasern, die bei der Waschung abgegeben werden. Und dass Konzerne jetzt auch noch das PET-Flaschen-Recycling – Stoff in Polyester – als etwas Nachhaltiges verkaufen und die Leute reihenweise darauf reinfallen, das halte ich für extremst bedenklich. Weil aus einer PET-Flasche wieder eine PET-Flasche zu machen: Okay. Bin ich dabei. Finde ich gut. Aber Downcycling in die Fasern, und damit dieses Umweltproblem dann wieder auslösen, der Waschung? Schwierig.

Gabriele Brandhuber

Ja, das war mir lange Zeit auch nicht klar. Weil im Grunde ist ja, wenn man eine reine Faser hat, wenn man nur 100 % Polyester hat zum Beispiel, dann kann man das super recyceln. Wenn man 100 % Baumwolle hat, kann man es kompostieren. Oder Schafwolle oder sonst was. Aber die Misch-…

Nunu Kaller

Baumwolle kann man auch schon recyclen.

Gabriele Brandhuber

Ja, Baumwolle kann man recyclen. Da haben wir dann demnächst eine andere Podcastfolge mit Constanze Derham, die sich damit beschäftigt hat. Aber sobald es eine Mischfaser ist, kriegen wir ein Problem. Und von daher ist eben: „80% Baumwolle und eh nur 20% Polyester“ eigentlich super-schlecht, weil das kann man einfach nur verbrennen. Man kann das überhaupt nicht mehr auseinanderdividieren, diese beiden Fasersorten, um sie ihren jeweiligen Kreislaufläufen wieder einzuverleiben. Schwierig. Und von daher ist eigentlich 100% Polyester cool fürs Recycling. Aber nicht so cool fürs Mikroplastik im Meer und überall. Bis in die Antarktis.

Nunu Kaller

Ein anderes systemisches Beispiel ist mir jetzt, während du gesprochen hast, gerade eingefallen. Es passiert ja momentan relativ viel Forschung in Sachen Recycling. Und ich bin mir sicher, da wird noch sehr viel mehr passieren. Aus dem einfachen Grund, dass der „Green Deal“ der EU kommt. Weil im Green Deal der EU ist die Kreislaufrichtlinie, also die „Circular Economy“ Richtlinie mit drinnen. Da ist natürlich das ganze Kreislaufthema der Textilien auch mit drinnen. Und na klar sehen die Unternehmen jetzt: Oh, Holla! Da wird sich gesetzlich was ändern! Da müssen wir jetzt reinfinanzieren in Innovationen. Da müssen wir jetzt investieren in Recycling-Forschung, damit wir da einfach „on track“ bleiben. Wieder das gleiche Beispiel: Gesetzliche Änderung, damit sich auf der wirtschaftlichen Ebene oder auch auf der Forschungsebene überhaupt mal was tut.

Woran kann ich Greenwashing erkennen?

Gabriele Brandhuber

Ja spannend. Du sagst ja immer du riechst Greenwashing zehn Kilometer gegen den Wind.

Nunu Kaller

Momentan habe ich Schnupfen. Aber ja.

Gabriele Brandhuber

Woran kann ich Ottilie Normalverbraucherin Greenwashing erkennen, wenn ich jetzt nicht so in der Szene, oder in die Materie eingearbeitet bin wie du?

Nunu Kaller

Bei den Textilien. Erstens einmal: großen Bogen um Fast Fashion Anbieter, großen Bogen um konventionelle Marken machen. Jede Marke, die nicht ihr Nachhaltigkeitsbestreben sehr, sehr offensiv kommuniziert, hat auch keins. Da kann man sich wirklich drauf verlassen: Wer nichts auf der Webseite stehen hat, der hat auch nix. Wobei, das ist jetzt gar nicht wirklich Greenwashing, das halte ich sogar für relativ ehrlich. Aber bei Greenwashing sind so Dinge wie: nachhaltigere Kleidung oder nachhaltigere Fasern. Da gibt es einen Konzern, der sehr gerne mit diesem Wort arbeitet. Wo du dir auch überlegen kannst: Nachhaltiger als was? Das Auto meiner Oma? Also: Ja. Eh. Aber nein. Und was ich auch sehr schwierig finde, ist: Wenn Konzerne sich eigene Gütezeichen schaffen. Weil es gibt, ich weiß, es gibt einen totalen Urwald an Gütesiegeln und Gütezeichen im textilen Bereich. Es gibt relativ wenig, was wirklich vertrauenswürdig ist. Das sind die unabhängigen Siegel, die aber auch relativ schwer zu erlangen sind, weil sie strenge Standards und strenge Audits haben. Ich werde nie vergessen, es schon Jahre her, da hat der damalige CEO von H&M gesagt: „Ich möchte ein Siegel haben für faire Produktion! Und das gilt nicht für uns, das gilt für alle!“ Und ich habe mir das durchgelesen, und habe mir gedacht: Hallo? Fairtrade ist schon erfunden? Aber es hat mich überhaupt nicht gewundert, dass der Fairtrade nicht wollte, weil Fairtrade einfach viel strengere Anforderungen stellt als ein Siegel, das sich die Industrie selber schreibt. Eh klar! Das ist jetzt gut zehn Jahre her. Das war damals, als ich begonnen habe, mich da sehr intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich habe noch nie wirklich eine Fairtrade-Initiative rund um H&M gesehen, die ernst zu nehmen wäre. Also punktuell werden die sicher was gemacht haben, und drei Brunnen in Afrika gesponsert haben. Aber strukturell hätte ich da jetzt nicht wirklich eine große Kooperation gesehen.

Was sind Alternativen dazu, viel Neues zu kaufen?

Gabriele Brandhuber

Also wir sind uns auf jeden Fall einig Fast Fashion ist Super-Mist. Und ganz oft seine Kleidung zu wechseln, weil jetzt Lilablassblau „in“ ist statt Zitronengelb, ist auch nicht so super. Aber was sind denn jetzt Alternativen zu diesem viel Konsumieren und oft Neues Kaufen?

Nunu Kaller

Ich habe das zufällig entdeckt, wie ich für mein Buch recherchiert habe. Es gibt ja die Bedürfnispyramide nach Maslow. Und ich habe dann online entdeckt, nicht die „Hierarchy of needs“ [Hierarchie der Bedürfnisse], sondern die „Buyerarchy of needs“ [Wortspiel im Englischen, wie: „Kauf-rarchie“ der Bedürfnisse], wo der Neukauf eines neuen Produktes so quasi die letzte Instanz war. An unterster Stelle, an breiteste Stelle steht: Verwende das, was du hast. Tausche. Kauf Second Hand. Produziere selbst. Lauter so Dinge. Setzt dich damit auseinander, überhaupt wie deine Kleidung entsteht. Das halte ich für einen ganz wichtigen Schritt. Also ich halte das für ein eigenes Schulfach, ehrlich gesagt.

Gabriele Brandhuber

Ja, schade, dass das abgeschafft ist, das Handarbeiten und so.

Nunu Kaller

Wobei: Ich habe im Handarbeiten außer Hass auf meine Handarbeitslehrerin nicht wirklich was gelernt.

Gabriele Brandhuber

Okay, ja das muss man dazu sagen: Ja, ich kenne auch ganz viele, die sind traumatisiert. Die sich einmal an die Nähmaschine gesetzt haben und dann nie wieder. Aber es macht natürlich was mit einem. Also: Ich spreche aus eigener Erfahrung, weil ich jetzt seit sechs oder sieben Jahren meine Kleidung einfach alles selber nähe. Ich habe Shoppen schon immer gehasst, weil ich nie das gefunden habe, was ich gern haben wollte. Und dann habe ich angefangen, nach Stoffen mich umzuschauen, und zu nähen. Und wenn ich dann weiß, wie viel Arbeit in so einem Kleidungsstück drinnen steckt – zum Beispiel in dieser Jacke, die ich da gerade anhabe – dann schätze ich das viel mehr wert. Und dann interessiert mich auch: Was ist das für ein Stoff? Und dann schaue ich nach einem möglichst nachhaltigen, guten, langlebigen Stoff. Und nähe das nicht aus irgendeinem Fetzen oder aus irgendeinem dünnen Jersey oder so. Das heißt, wenn man selber nähen kann und will, dann hat man ja eine gewisse Auswahl an Stoffen. Wobei auch nicht alles super super ist. Weil man kann genauso im Stoffe-Kaufrausch versinken wie im Kleidungs-Kaufrausch. Das kennen glaube ich ganz viele Selbermacherinnen.

Nunu Kaller

Ich hatte eine Zeitlang ein veritables Wolle-Problem, aber ich habe mich im Griff.

Gabriele Brandhuber

Aber du weißt, dass es in Wien ganz tolle Wollgeschäfte gibt, die auch ganz super nachhaltige… Ja? Ich schicke dir dann die Adresse, von der einen.

Nunu Kaller

Ich kenn sie eh. Es ist eh dramatisch. Nein, ich bin sehr, sehr streng mit mir, dass ich wirklich nur die Dinge jetzt einmal fertigstricke, die ich herumliegen habe. Und ich habe Wolle für zwei ganze bodenlange Mäntel noch zu Hause. Also das wird erst verstrickt.

Gabriele Brandhuber

Oder wenn man nicht selber nähen kann oder will, dann kann man sich ja auch teilweise nähen lassen. Ich werde demnächst eine Schneiderin zu Gast haben. Die einfach dann, wenn man wirklich ein hochwertiges Kleidungsstück, das man sicher die nächsten 20 Jahre tragen will, dann ist das auch eine Investition wert. Und das sehen immer mehr Leute. Oder – das war ja auch ein Schritt von dir – man gründet seine eigene Kollektion. Wie ist es denn dazu gekommen?

Wertewandel in Bezug auf Kleidung, und Nunus Kollektion in Kooperation mit „Wiener Konfektion“

Nunu Kaller

Darf ich zuerst noch einen anderen Gedanken kurz ansprechen. Weil du gesagt hast: hochwertige Kleidung. Ich beobachte, seit die Fast-Fashion-Branche die Welt so überrollt hat, haben wir einen extremen Wertewandel in Bezug auf Kleidung erlebt. Also „das gute Stück“ in dem Sinn gibt es nicht mehr, weil das gute Stück kannst du drei Mal Tragen, wegwerfen, und dir das nächste gute Stück kaufen. Und ich sage das auch immer wieder, auch jetzt gerade: Inflation. Alles ist teurer geworden, aber auch schon in den letzten Jahren. Alles, alles, alles wurde teurer. Zwei Produktgruppen wurden billiger: Das ist die Kleidung und das Fleisch. Und der Grund ist die globalisierte Produktion. Wo es sich aber auf sozial und ökologisch verträglicher Ebene einfach nimmer ausgehen kann. Der Zug ist abgefahren, das funktioniert einfach nicht mehr. Das heißt, um zurück zu diesem „guten Stück“, zurück zum Selbermachen, zurück zur Schneiderin zu kommen, braucht es auch einen echten Wertewandel. Und das ist etwas, worüber ich mir sehr viel den Kopf zerbreche.

Nunu Kaller

Und so – und jetzt habe ich den perfekten Übergang! – ist es auch zu der Kooperation gekommen. Weil mein erstes Buch vor Jahren war ja eben rund um: Ich kaufe ein Jahr lang nix. Ich schaue mir an, wie meine Sachen produziert werden. Ich lerne, die Fast Fashion Branche zu hassen usw. Und Jahre später habe ich dann ein zweites Buch geschrieben, wo ich mich mit den Schönheitsidealen dieser Welt angelegt habe. Weil ich selbst bin sehr groß. Ich trage alles, was zwischen Größe 44 und 48 verfügbar ist. Das heißt, ich bin jetzt nicht… ich bin irgendwas zwischen dick und schlank, finde ich.

Gabriele Brandhuber

Du bist auf jeden Fall imposant, kann ich sagen. Weil wir haben uns ja auch persönlich getroffen, vor Kurzem, am Schneiderei Markt. Und ich war so: Wow! Sie ist wirklich groß. Sie ist wirklich groß, und sehr präsent.

Nunu Kaller

Und da war dann logischerweise dann die Rückmeldung: Naja, total toll, dass du jetzt über dicke Frauen schreibst. Aber wo kriegen dicke Frauen jetzt bitte ökologische Mode her? Toll, das hört bei Größe 42 auf. Und das stimmt. Die Erfahrung habe ich eben auch gemacht: Dass ich in ganz viele coole Marken, die ich dann entdeckt habe, in diesen ersten Jahren „Erkenntnis der nachhaltigen Mode“ einfach nicht reingepasst habe. Und ja, da war dann irgendwann der Gedanke da, nämlich auch wieder mit diesem Wertedenken. Dieses: Wenn, dann wirklich gescheit, gut produzierte Stücke. Wo ich wirklich sagen kann: das ist bio, das ist fair, das ist „on demand“ produziert, das heißt – das klingt so super neudeutsch, „on demand“. Das heißt: Ich nähe erst etwas, wenn es bestellt wird. Fertig! Ich produziere nichts auf Lager. Was mir auch Lagerplatz spart, übrigens. Ist auch ein großer Kostenfaktor. Und da bin ich dann auf die Maria von der Wiener Konfektion zugegangen mit der Idee. Mit der ich vorher schon ein, zwei Mal zusammengearbeitet hatte. Und sie war sofort Feuer und Flamme. Und ich habe gesagt: Ich will eine Marlene-Hose! Ich will unbedingt eine Marlene-Hose! und dann haben wir eine Marlene-Hose gemacht, die doppelte so breit war wie alle anderen Hosen, die sie bisher gemacht hat. Also von der Beinweite her. Ich liebe sie. Ich habe drei davon. Ich trage nur die! Wir haben einen Mantel gemacht, wir haben ein Oberteil gemacht, wir haben einen Rock gemacht. Und von zwei Teilen haben wir die Schnittmuster auch online gestellt. Weil es natürlich darum geht, ein bisschen zur Hilfe zur Selbsthilfe, so ein bissl. Da schau: Wenn du dir das Teil nicht so leisten kannst – weil natürlich kostet es was, wenn das on demand in Wien produziert wird – hier ist das Schnittmuster. Dann kostet es dich den Stoff und Zeit.

Die Modeindustrie bedient „Plus-Size“ kaum

Gabriele Brandhuber

Ja. Das ist eine total coole Idee. Also sowohl das: ich kann es mir nicht selber nähen, aber es gibt jemand, der es für mich macht. Und auch diese Plus-Size-Sache. Das passt jetzt gerade total gut dazu. Ich habe nämlich vor ein paar Tagen, auf einer längeren Autofahrt, eine andere Podcastfolge gehört, und zwar von Meike Rensch-Bergner, die du auch kennst, „Frau Crafteln“, aus Deutschland, die einen „Abschaffung der Problemzonen“ Podcast hat, weil sie ein Buch geschrieben hat, mit dem selben Titel. Und die hat interviewt eine Melodie Michelberger, die ich vorher nicht kannte.

Nunu Kaller

Ja, die ist super. Die mag ich auch voll gern.

Gabriele Brandhuber

Das war so ein cooles Gespräch! Weil Melodie Michelberger ganz lang in der Fashion-Industrie, oder eigentlich bei Magazinen gearbeitet hat, in so Fashion-Magazinen. Und dann auch – habe ich nicht gewusst – kleiner Exkurs – gesagt hat: Die können gar keine dicken Models abbilden in ihren Fashion-Magazinen, weil die Kleidungsstücke, die sie kriegen von den Brands, sind alle Größe 34. Die kriegen diese Kleidung gar nicht in Größer. Das heißt, sie haben auch nur Models, die Größe 34 tragen können. Und deswegen werden in solchen Magazinen keine schlanken, vollschlanken, dickeren Frauen abgebildet, weil die Kleidung dazu nicht da ist.

Nunu Kaller

Was mich so wahnsinnig/ Entschuldige, wenn ich dir da ins Wort falle, ist: Mehr als die Hälfte der Frauen in Deutschland und Österreich trägt eine größere Größe 44. Also 44 inklusive, aufwärts. Das ist ein riesiger Markt, der jahrelang/ Ich meine: Jetzt tut sich schon einiges. Aber dieser Markt wurde jahrelang einfach nicht abgeholt. Und da habe ich mir echt gedacht: Liebe Leute, liebe große Unternehmen, ihr verbrennst da gerade Geld. Tut mir leid. Ich habe jetzt das Geld liegen, aber Ich meine, ich verstehe diesen Ansatz mit: Ich mache mir das jetzt alles selber, ich nähe mir das selber, irrsinnig gut. Ich habe das eine Zeit lang auch probiert. Ich muss nur leider zugeben, es sind manche Nähanleitungen für mich immer noch ca. so verständlich wie ein chinesischer Bahnhof mit sieben U-Bahnen, die sich kreuzen. Also keine Ahnung. Aber ich hänge dafür bekennend an der Nadel. Wie schon gesagt. Das Stricken hat mich ereilt.

Gabriele Brandhuber

Ja, das ist das eine. Und das andere ist halt tatsächlich: Es hat ja lange Zeit dieses Second Hand so bisschen ein Schmuddel-Image, muss man sagen, gehabt. Und ich habe auch gelesen von einer Firma in Norddeutschland, die faire Kleidung produziert, aus alten Jeans zum Beispiel, und die ganz viele Näherinnen mit Migrationshintergrund.

Nunu Kaller

Darf ich den Namen sagen? Die sind nämlich ur-cool. Bridge & Tunnel.

Gabriele Brandhuber

Bridge & Tunnel, genau, in Hamburg, die ganz viele Näherinnen auch mit Migrationshintergrund beschäftigen. Und die haben zum Beispiel gesagt, dass ihre Näherinnen nicht Second Hand einkaufen wollen, weil das riecht so nach Armut. Und ich weiß auch von einigen Menschen, denen total ekelt vor Second Hand Kleidung, auch wenn die angeblich gewaschen ist. Also das ist auch ein Umdenken. Einerseits, dass man Second Hand tragen kann. Andererseits braucht es dafür aber auch wieder eine Qualität, dass die Kleidung überhaupt in den Second Hand Markt kommen kann. Aber gerade für hochwertigere Kleidungsstücke gibt es ähnlich wie früher für Ballkleider und Smokings, und Faschingskostüme gibt es jetzt einfach auch Leihsysteme, was ich total spannend finde. Man kann sich Kleidung mieten.

Second Hand erfährt eine Aufwertung? Wird zum Trend?

Nunu Kaller

Ja, es tut sich wahnsinnig viel auf dem Markt. Und was das Second Hand Thema angeht: Ich sehe das inzwischen um einiges entspannter. Weil ich habe mir ein bisschen angeschaut: Wie entstehen Trends? Und wie funktioniert das? Ich habe das mit einem Evolutionsbiologen besprochen, das war ganz spannend. Der mit mir auch genau über diese Trendentstehung geredet hat. Und du hast natürlich in den gesellschaftlichen Schichten immer optische Distinktionsmerkmale [Unterscheidungsmerkmale]. Und damit etwas Trend wird, der sich wirklich/ Also die meisten Trends entstehen von oben. Es ist egal, wie basisdemokratisch man das sieht. Es ist eine Tatsache. Viele Trends entstehen wirklich top down. Bestes Beispiel ist der Einser BMW. Der war vor 10, 15 Jahren… Vielleicht sind es schon 20 [Jahre]?

Gabriele Brandhuber

Wir werden auch älter.

Nunu Kaller

Und das Zweitauto für die reichen Leute. Das man sich halt noch zusätzlich [leistet]. Inzwischen ist der Einser BMW zu klein für die Ottakringer Straße. Also mit dem kommst du dort nicht mehr gut an.

Gabriele Brandhuber

Vielleicht für alle, die nicht aus Wien sind. Was heißt: „Das ist zu klein für die Ottakringer Straße“?

Nunu Kaller

Das ist eine Straße, die ist bekannt dafür, stark migrantisch zu sein. Und mit Trend-Entstehung: Ich beobachte sehr stark in den letzten Jahren, dass die jetzt junge Generation, also die Generation Z; dass Trendsetter, dass Opinion-Leader, Influencer usw. – total über die Nachhaltigkeitsschiene, die langsam aber sicher, ja wirklich unausweichlich ist – auf dieses Second Hand Thema springen. Und damit verändert sich aber dieser gesamte Zugang zu Second Hand. Ich glaube, es wird zwar noch ein bisschen dauern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Second Hand über weite Strecken diesen Touch der Armut verlieren wird. Teilweise wird es sicher immer noch so bleiben. Aber – und das ist jetzt die Kehrseite der Medaille – Second Hand wird jetzt auch ganz anders kommerzialisiert. Und auch wieder teurer. Also da beißt sich die Katze in den Schwanz, das ist ein schwieriges Thema. Ich will nur damit sagen, dass sich diese ganze Stimmung rund um Second Hand momentan extrem in Transformation befindet. Und das ist natürlich, wie schon gesagt, auf dieses Nachhaltigkeitsthema zurückzuführen, aus dem auch diese gesamten alternativen Systeme gerade entstehen. Also: Leihsysteme für Businesskleidung, für mich ist das ein Geschenk. Weil ich habe mir mit – ich glaube, ich war 19 – habe ich mir geschworen: Die Welt wird mich nie in einem Kostüm sehen. Also Rock und Blazer. Ich finde, das ist der Inbegriff des Schrecklichen. Und wenn ich jetzt einen Blazer brauche, naja, dann kann ich ihn mir ausborgen. Super.

Gabriele Brandhuber

Genau. Und du musst ihn aber auch nicht die ganze Zeit bei dir im Schrank hängen haben, für den Rest deiner Tage. Oder bist du wieder ausmistest. Ja, sehr gut.

Was sind denn deine nächsten Projekte? Wollte ich eigentlich fragen, aber das ist blöd, weil ich weiß ja jetzt schon, was dein nächstes großes Projekt ist. Du schreibst gerade nicht an einem Buch, sondern…?

konsumdialoge.at und neuer Textilpreis „Vivienne“

Nunu Kaller

Ich erzähle aber sehr gern darüber, auch wenn du es schon weißt, weil ich mich auch sehr darauf freu, dass du dort sein wirst. Ich bin die inhaltliche Leiterin der „Konsumdialoge Textilien“, die Ende Juni in der Modeschule Hallein stattfinden. Das ist eine große Textilkonferenz, die wird primär organisiert von der Gemeinwohlstiftung Común, mit Unterstützung mehrerer Ministerien, mit Unterstützung von ganz vielen Unternehmen und auch zivilgesellschaftlich unterstützt. Da wollen wir von ganz kleinen Startups, wie beispielsweise diese Leih-App – die heißt übrigens Capsule Rent, sind auch sehr super – bis rauf zu großen Produzenten wie Herka, wie Lenzing wie der der AustroCel. Menschen auf ein Gesprächspodium bringen, also auf viele Gesprächspodien. Ich glaube wir haben 14 Gesprächspodien an diesen drei Tagen. 12 oder 14. Jedenfalls wollen wir die in Austausch bringen mit der Politik, mit zivilgesellschaftlichen Vertretern, mit der Wissenschaft. Wir wollen uns Themen anschauen wie: Hat die heimische Produktion eigentlich noch Potenzial, oder ist es nur noch Liebhaberei? Das ganze Recycling, Upcycling Thema: Was kommt da eigentlich? Wir werden einen Vortrag vom Umwelt-Dachverband haben die uns mal erklären: Was kommt jetzt wirklich von der EU Seite? Da ist ja Einiges in Veränderung begriffen. Wir haben aber auch internationale Produzenten, Produzentinnen und Aktivist:innen da, die wirklich aus den Produktionsländern erzählen: aus Kambodscha, aus Chile, aus Rumänien, aus Bulgarien. Dort findet die Preisverleihung statt, für die „Vivienne“. Das ist ein Preis für ökologische Textilien, den wir gemeinsam mit dem Klimaministerium ausgeschrieben haben, wo es doch einige 1.000 € zu holen gibt. Es wird einfach eine sehr runde Konferenz, rund ums Thema Textilien in Österreich. Von 29. Juni bis 1. Juli, und unter www.konsumdialoge.at kann man sich das ganze Programm auch noch anschauen.

Gabriele Brandhuber

Genau. Und man kann auch als ganz normale Bürgerin nach Hallein fahren und daran teilnehmen, sich diese Diskussionen anhören.

Nunu Kaller

Der Eintritt ist frei.

Gabriele Brandhuber

Ich habe mir inzwischen die Webseite angeschaut von den Konsumdialogen, weil letztes Jahr haben die ja zum ersten Mal stattgefunden, zum Thema Ernährung. Und es gibt auch einen ganz spannenden Podcast dazu, vier oder fünf Folgen. Eine Folge fehlt mir noch. Was ich so toll gefunden habe, oder toll finde an dieser Veranstaltung ist, dass ihr wirklich versucht, aus allen Lagern Leute an einen Tisch zu bringen. Also letztes Jahr, das hat mich so beeindruckt, da war eine junge, vegane Klimaaktivistin, die sich dann zusammensetzt mit dem herkömmlich arbeitenden Schweinebauern. Und er ihre Sichtweise versucht zu verstehen, und sie seine Sichtweise versucht zu verstehen. Und auch wenn da jetzt vielleicht/ keine Ahnung, was dann wirklich ganz konkret dabei rauskommt? Aber allein schon, dass alle diese Leute beisammensitzen, und sich austauschen, und einmal auf Augenhöhe sich begegnen, und darüber sprechen, das finde ich eine unglaublich tolle Initiative von Euch.

Nunu Kaller

Danke. Ich bin auch schon wahnsinnig gespannt darauf, weil wir wirklich sehr bewusst auswählen, so: Ganz, ganz kleine Produzenten mit ganz großen, mit der Ministerin zusammensetzen. Also wirklich quer bunt durch die Bank, damit die Gedankenblasen so ein bisschen aufgehen. Also das ist der Anspruch. Ich glaube, dass niemand von uns einen wirklich genauen Überblick über die gesamte Textilszene in Österreich hat. Aber wir können dazu beitragen. Ich bin auch sehr, sehr angetan von diesem Konzept der Konsum Dialoge. Ja, sonst würde ich es auch nicht machen.

Gabriele Brandhuber

Ja, das denke ich mir. Genau. Und ich als Konsumentin kann daran teilnehmen und mir das anhorchen. Und die verschiedenen Aussteller, die da auch sein werden. Mir das einfach anschauen. Und ich als Textilproduzentin, oder kleines oder größeres Label, kann eben aber auch einreichen für diesen Preis, für Vivienne, den ihr nach Vivienne Westwood benannt habt. Und da ist die Einreichfrist Ende April, wenn ich mich nicht täusche.

Nunu Kaller

Genau. Am 30. April ist die Einreichfrist. Genau.

Gabriele Brandhuber

Ja, wunderbar. Das heißt, ich rufe auch alle österreichischen kleinen Betriebe, die ökologisch Mode produzieren, auf, sich das mal anzuschauen. Auf die Webseite zu schauen.

Nunu Kaller

Es können auch größere sein!

Gabriele Brandhuber

Kann auch größere sein, nicht nur die Kleinen? OK?

Nunu Kaller

Nein, wir haben es bewusst getrennt. Wir haben zwei unterschiedliche Kategorien, damit sowohl wirklich kleine Unternehmen eine Wettbewerbs-Chance haben, als auch ein bisschen größere, die sagen: Hey, Moment einmal, wir können hochskalieren. Das ist ein Ding, das können wir in ganz Europa ausliefern, beispielsweise. Also wir haben diese zwei unterschiedlichen Kategorien gemacht, weil es natürlich unfair ist, die beide in einen Topf zu werfen. Weil die Marktansprüche ganz unterschiedliche sind. Aber ich bin schon sehr gespannt. Man hat mir die Einreichungen noch nicht gezeigt, aber ich bin schon sehr, sehr neugierig. Ich habe nämlich auch die große Ehre, in der Jury sitzen zu dürfen. Es macht mich sehr stolz.

Gabriele Brandhuber

Ich gratuliere. Nein, wirklich super, wirklich toll. Also ich freue mich sehr. Und wie du gesagt hast, ja! Ich bin jetzt auch eingeladen. Ich bin wirklich, wirklich sehr gespannt auf diese Podiumsdiskussion zum Thema „Regionale Textilien: Liebhaberei oder Marktchance?“

Nunu Kaller

Genau.

Gabriele Brandhuber

Ich bin auch schon ein bisschen aufgeregt. Es ist schon lange, dass ich nicht mehr auf einem Podium gesessen bin. Aber es wird auf jeden Fall eine ganz tolle Veranstaltung, Ende Juni, Anfang Juli in Hallein bei Salzburg. Du bist bis dorthin gut eingespannt mit Vorbereitungsarbeiten und sonstigen Dingen.

Nunu Kaller

Ja, das bin ich. Ich freue mich schon sehr. Also ich glaube, am 2. Juli werde ich sehr viel schlafen, aber bis dahin ist das Adrenalin sehr hoch, und ich freue mich wahnsinnig auf die Veranstaltung. Weil es ist halt nochmal was ganz Besonderes, wenn du etwas arbeiten kannst, wo du wirklich dein Herzblut reinlegen kannst.

Gabriele Brandhuber

Wunderbar. Vielen herzlichen Dank, dass du da warst.

Gabriele Brandhuber

Danke dir!

Gabriele Brandhuber

Und ja, wir beide hören und sehen uns auf jeden Fall. Und alle anderen lade ich dazu ein, die Konsumdialoge zu verfolgen. Entweder direkt live vor Ort oder wahrscheinlich wird es auch wieder eine Dokumentation geben dazu.

Nunu Kaller

Ja, wird es geben. Es wird auch einen ganz besonderen Podcast geben, aber da darf ich noch nicht allzu viel verraten. Hat aber auch viel mit heimischer Textilgeschichte zu tun.

Gabriele Brandhuber

Na, da sind wir alle gespannt. Vielen herzlichen Dank, und noch einen schönen Tag.

Nunu Kaller

Ciao Ciao!


Kommentare

2 Antworten zu „Nunu Kaller über „guten Konsum“ (Podcast #017)“
  1. Avatar von Anja Stetter

    Was für ein inspirierendes Gespräch!
    Das Thema Handarbeitstrauma ist mir bekannt. Ich habe über zwanzig Jahre als Handarbeitslehrerin gearbeitet und später noch Kurse für Erwachsene anboten. Meiner Erfahrung nach kann wirklich JEDE:R ALLES lernen. Alles andere ist Quatsch und wurde den Menschen von (Gross)Eltern und/oder Erzieher:innen eingeredet.
    Meine Mission ist es, Menschen zu inspirieren und zu befähigen, sich selbst Sachen zu nähen, stricken und häkeln und so den Wertewandel von Textilien selbst zu durchleben.
    Herzlich, Anja von ????Green-Needle

    1. Avatar von Gabriele Brandhuber
      Gabriele Brandhuber

      Das finde ich eine schöne Mission, liebe Anja: Menschen befähigen, Kleidungsstücke selbst herzustellen.
      Ich hatte das Glück einer wirklich inspirierenden Handarbeitslehrerin in der 4. Gymnasium (8. Schulstufe), die mit uns einen Bleistiftrock nach eigenen Maßen genäht hat, Patchwork mit der Hand nähen, und Seidenmalerei haben wir auch gemacht, unter anderem. Und dabei schöne Dinge hergestellt, die auch einen praktischen Nutzen haben. Diese Kombination hat mir schon immer gefallen. Liebe Grüße, Gabi

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