Schere, Knöpfe, Nähgarne auf einem Tisch (c) Anja Stetter, green-needle.com

Quellen für Second Hand Handarbeitsmaterialien (Podcast #022)

Aktualisiert am 30. Juni 2023.

In dieser Podcastfolge unterhalte ich mich mit Anja Stetter von „Green Needle“ über Quellen für Second Hand Materialien zum Handarbeiten.

Ich freue mich besonders, dass ich heute wieder einmal jemanden aus der Schweiz zu Gast habe! Anja Stetter war lange Zeit Handarbeitslehrerin, bevor sie 2021 ihr Unternehmen “Green Needle” gegründet hat. Anja designed und entwickelt Tutorials für Handarbeit und legt dabei besonderen Wert darauf, nachhaltige Materialien zu verwenden.

Für diese Podcast-Episode hat Anja eine umfangreiche Liste von Quellen für Second Hand Materialien zum Handarbeiten recherchiert. Wir sprechen über verschiedene Kategorien (Gebrauchte Textilien, Abfälle aus der Textilindustrie, Liegengelassenes) und Bezugsquellen für Second Hand Materialien in der Schweiz, Deutschland und Österreich.

Im Gespräch und hier in diesem Artikel haben wir nicht alle Bezugsquellen genannt, das wäre zu langweilig zum Zuhören geworden. Die komplette, ausführliche Liste erhältst du als Willkommensgeschenk, wenn du Anjas Newsletter abonnierst. Zum Newsletter-Abo von Anja bitte hier entlang.

Kapitelmarken aufklappen

  • 00:01:23 Thema Nachhaltigkeit bei „Green Needle“
  • 00:05:16 Jede Person kann Häkeln lernen, wenn sie will
  • 00:08:57 Verlockungen beim Kauf von Neuwaren
  • 00:11:45 Quellen für Second Hand Materialien (1) gebrauchte, beschädigte Textilien
  • 00:15:06 (2) gebraucht, intakt
  • 00:17:08 (3) Dead Stock
  • 00:19:40 (4) Nachlässe
  • 00:25:25 (5) Abfälle aus der Textilindustrie
  • 00:27:03 (6) Liegengelassenes
  • 00:34:06 Bezugsquellen für Second Hand Materialien
  • 00:46:32 Handarbeitskurse auf „Green Needle“
  • 00:47:52 Abspann

Shownotes aufklappen

Transkript aufklappen

Gabi

Hallo Anja, schön, dass du heute da bist.

Anja

Ja, hallo Gabi. Danke für deine Einladung in den Podcast. Ich freue mich sehr, heute hier zu sein.

Gabi

Wir beide haben ja zueinander gefunden, weil du regelmäßig meinen Podcast hörst, glaube ich, oder zumindest die Artikel liest und da immer sehr fleißig kommentiert hast. Da bist du mir aufgefallen. Und ich habe dann auch auf deinen Blog geschaut. Der heißt „Green Needle“, und da geht es eigentlich in allen Blogposts um Nachhaltigkeit. Und da passen wir ja sehr gut zusammen. Wieso ist dir dieses Thema Nachhaltigkeit so wichtig?

Anja

Ich glaube, ich habe das irgendwie schon in den Genen. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Nachhaltigkeit wichtig war. Meine Eltern waren konsumkritisch und haben sich aktiv für Umweltschutz eingesetzt. Und meine Töchter haben so im Teenageralter dann angefangen an diese „Fridays for Future“ Demos zu gehen. Und ich habe dann plötzlich auch realisiert, dass die Größere wirklich richtig Angst hat vor ihrer Zukunft. Und ich muss ehrlich gesagt sagen, in der letzten Zeit hat mich das plötzlich manchmal auch ergriffen. Und ich finde, gerade im Bezug auf Textilien ist es wirklich höchste Zeit für einen bewussteren Umgang. Ich merke einfach, dieses Fast Fashion Thema, das setzt mir immer mehr zu. Und ich bin einfach zunehmend irritiert von unserem gedankenlosen Konsum, von diesen immer günstiger werdenden Textilien. Und das gilt eben auch für Stoffe und Garne. Und ich sehe auch in der Handarbeitsszene viele Macherinnen, die so damit kokettieren: „Ach, das musste ich einfach unbedingt, diesen Stoff noch mitnehmen!“ Und das irritiert mich zunehmen. Und ich möchte dem etwas entgegensetzen.

Gabi

Ja, ich halte mich jetzt für eine ziemlich bewusste Käuferin, und ich achte ja gerade bei Stoffen auch in letzter Zeit darauf, dass ich die aus Quellen beziehe, wenn es jetzt neue Stoffe sind, von denen ich annehme, oder die mir glaubhaft machen, dass sie nachhaltig und bewusst diese Stoffe herstellen. Aber ganz ehrlich, manchmal passiert es mir auch. Gerade letztens, ich wollte eigentlich „nur Schnallen“ kaufen für eine neue Tasche. Und da war direkt neben der Kasse so ein wunderhübscher Ballen mit so einem wunderhübschen Blumenmuster. Und dann war ich so: „Ach, könnte ich jetzt eigentlich noch schnell einen Meter mitnehmen.“ Also diese Kaufverlockung – wenn ich mich in solche Situationen begebe, dass ich wo hingehe, wo es neue Stoffe gibt – das kenne ich schon auch. Das finde ich auch ganz schwer, dem zu widerstehen, oder noch einmal zu sagen: „Ich überleg mir das noch einmal.“ Weil es könnte ja sein, dass das nächste Mal der Stoff nicht mehr da ist. Es wird ja manchmal so eine Dringlichkeit produziert: „Dieser Stoff in der Sonderauflage nur jetzt! Nur in den nächsten zwei Wochen, und dann gibt es ihn nicht mehr!“ Ja gut.

Gabi

Du hast ja früher als Handarbeitslehrerin gearbeitet. Und wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du dich entschlossen hast, diesen Weg mit „Green Needle“, also „grüner Nadel“, einzuschlagen?

Anja

Ja, als erste Ausbildung bin ich Grundschullehrerin geworden, und habe schon während der Ausbildung gemerkt, dass mir da irgendwie was auch fehlt. Und bin dann nach Genf gegangen und habe dort Modedesign angefangen zu studieren. Und schon auch in dieser Ausbildung, die war sehr ausgerichtet auf Modetrends. Und das hat mich schon damals eigentlich überhaupt nicht interessiert. Ich wollte Kleidung machen, die für immer gültig ist. Das hat mich gelangweilt. Und dann habe ich in die Schmuckfachklasse gewechselt: Das war viel lebendiger und inspirierender irgendwie. Aber das Material, das war eigentlich nicht mein Thema. Und dann habe ich 20 Jahre lang wirklich als Lehrerin für Handarbeiten unterrichtet, auf allen Stufen und habe mit viel Freude eigentlich die Skills für Handarbeiten vermittelt. Das habe ich wirklich sehr gern gemacht. Und besonders auch bei Kindern, die wirklich echt Mühe hatten. Also Kinder, die große Lernschwierigkeiten hatten, waren da drunter. Und ich habe das immer sehr gern gemacht, denen zum Erfolg zu verhelfen. Das hat wirklich auch immer hingehauen. Ich habe in dieser ganzen Zeit kein einziges Kind gehabt, das nicht häkeln lernen konnte.

Gabi

Aber man hört das doch oft, dass jemand sagt: „Oh mein Gott! Der Handarbeitsunterricht, so schrecklich! Ich musste häkeln oder stricken und ich konnte das nicht. Dann hat es die Oma oder die Mutter fertig gehäkelt oder gestrickt.“

Anja

Ja, und weißt du, das ging mir als Kind selber auch so. Ich war gar nicht so der Handarbeits-Crack. Obwohl ich es als Kind schon gerne mochte, Handarbeiten, habe ich zum Beispiel das auch nicht hinbekommen, eine Ferse zu stricken in der fünften Klasse. Und ich hatte auch keine Motivation, das hat mich einfach nicht interessiert. Und ich denke, was wichtig ist, wenn man erwachsen ist: Wenn man Lust hat, dann kann man das. Und das kann jede. Das weiß ich einfach aus Erfahrung. Ich habe später dann auch für Erwachsene Häkelkurse angeboten, und da habe ich es auch wieder gemerkt: Das gibt es nicht, dass jemand das nicht lernen kann. Alle können das. Wenn sie Lust haben.

Gabi

Ja, und auch motiviert werden, das auszuprobieren, denke ich mir. Wenn man Lust dazu gemacht bekommt. Wenn einem jemand Lust drauf macht, oder zeigt, wie das toll sein kann, wenn man was selber macht. Wenn es allerdings zur zur Qual wird, dann ist es hm.

Anja

Na ja, aber die Erwachsenen machen das ja nur, wenn sie Lust haben. Als Erwachsener bist du ja nicht gezwungen. Ich glaube, was ganz ein wichtiger Punkt ist, ist auch, dass man es so gezeigt bekommt, dass es lernbar ist. Und das ist wirklich die Erfahrung, die ich mitbringe. Ich kann das so in Mini-Teilschritte zerlegen, wo es machbar wird. Weil ich sehe, wo der Fehler liegt, wenn jemand das nicht kann. Weshalb es nicht funktioniert, das sehe ich sofort, weil ich diese Erfahrung einfach mit Kindern – über 20 Jahre habe ich das gemacht, und dann weiß ich sofort, weshalb es nicht funktioniert. So. Das zusammen eigentlich, diese Lust am Vermitteln, und das wirklich noch breiter in die Welt zu bringen: Das war dann der Auslöser, dass ich mich entschieden habe, digitale Anleitungen zu erstellen, die man dann eigentlich weltweit beziehen kann. So dass das wirklich in die ganze Welt raus kann. Also ich möchte wirklich Leute befähigen und inspirieren, Sachen selber zu machen.

Gabi

Ja, voll schön. Wir haben ja in unserem Vorgespräch uns ein paar Themen überlegt, die wir gemeinsam behandeln könnten. Die für sowohl dein Publikum als auch mein Publikum interessant wären. Und da sind wir beim Thema Second Hand Handarbeitsmaterial gelandet. Wir haben ja schon vorher gesagt: Die meisten Handarbeitenden in meinem Umfeld und auch ich immer wieder mal, sind ja magisch angezogen von diesen unzähligen Angeboten wunderbarer neuer Wollqualitäten, Stoffdesigns und so weiter. Und es kommen ja auch laufend neue Verlockungen und Designs auf den Markt. Und da ist die Verlockung, ständig Neues zu kaufen, schon groß. Aber wie, ja, Und dann gibt es auch welche, die ständig sagen: „Ich muss jetzt endlich mal meinen Stash reduzieren! Ich habe schon so viel gekauft und ich muss [den Stash reduzieren]…“ Aus dem Vorrat zu arbeiten ist ja auch in gewisser Weise nachhaltig, jetzt nichts Neues zu kaufen. Aber es gibt halt – wie bei Kleidung – auch Quellen für Second Hand Material und das fand ich einen ganz, ganz spannenden Aspekt, den du da eingebracht hast. Da bin ich sehr gespannt, was du uns darüber erzählst.

Anja

Ja, vielleicht erst mal noch zu den Verlockungen. Ich unterliege natürlich auch Verlockungen. Für mich war ein Wendepunkt: Ich habe eine Ausstellung über Fast Fashion gesehen, 2015. Und da war ein Video über Schafe scheren drin. Und das hatte ich mir noch gar nie überlegt. Natürlich weiß man über die Bedingungen, unter denen Fast Fashion hergestellt wird. Aber all diese Aspekte, die das haben kann, wurden mir richtig in dieser Ausstellung klar. Und seit ich das gesehen habe, habe ich einfach nie mehr irgendein Garn gekauft. Es ist für mich nicht mehr attraktiv. Also ein Garn, wo ich nicht weiß, dass das Tier gut behandelt wurde, und die Textilarbeiterin, also der Scherer oder die Schererin, gute Arbeitsbedingungen hat, das zieht mich nicht mehr an. Das ist einfach vorbei. So viel zum Thema Verlockungen. Mir ist das einfach wichtiger, als wie das jetzt aussieht. Und deshalb habe ich mich so auf den Weg begeben. Aber mir passiert das auch immer noch. Es ist sehr, sehr schwierig, immer alles perfekt zu machen. Das ist so komplex, das kann man gar nicht.

Gabi

Nein, den Anspruch haben wir nicht.

Anja

Ich versuche, Aufklärarbeit zu machen. Aber eben heute: Second Hand Materialien.

Gabi

Genau.

Anja

Ich habe eine intensive Recherche gemacht.

Gabi

Oh ja! (lacht)

Anja

Und ich habe so sechs verschiedene Hauptquellen von Second Hand Materialien herausgefunden. Die erste, das wären so gebraucht-beschädigte Textilien, also die irgendwie kaputt sind und denen du ein zweites Leben geben kannst, ein Second Life eigentlich. Die könntest du erst mal flicken. Und das sind so Textilien wie Fixleintücher, Bettwäsche, Vorhänge, Tischdecken, Handtücher, Kleidung. Und manchmal lohnt sich aber Flicken nicht mehr. Und dann kannst du eben beschädigte Stellen wegschneiden, und die intakten Stoffteile in deinen Vorrat nehmen und auch Reißverschlüsse, Knöpfe, Bänder, und alles, was man halt noch brauchen kann. Und man kann auch selber Garnen machen aus Jerseystoffen, da eignen sich eben Fixleintücher sehr gut. Es macht dann auch nichts, wenn die ein paar Löcher haben.

Gabi

Ah, Fixleintücher ist glaube ich ein Schweizer Begriff. Bei uns heißt das glaub ich Spannleintücher, oder? Sind das diese Jersey- oder auch Webleintücher mit einem Gummi rundherum? Ah, ok. Ja gut.

Anja

Genau. Also ein Spannleintuch…

Gabi

Oder ein Fixleintuch.

Anja

Genau. Aber aus Jersey, das geht besser, als wenn es gewebt ist. Da kannst du so Streifen schneiden und die zum Knäuel wickeln. Und daraus kannst du dann etwas Gröberes häkeln, wie ein Körbchen oder ein Teppich oder was du willst.

Gabi

Ja, genau. Es gibt ja auch solche Garnen zu kaufen tatsächlich. Es gibt ja so Jerseygarnen, die glaube ich aus „Dead Stock“, also aus Stoffen, die nicht mehr in der Textilindustrie verarbeitet werden konnten, dann geschnitten werden. Die kann man auch kaufen, aber man kann sie halt auch selber machen. Das ist ziemlich großartig.

Anja

Und dann, wenn du eben Strick- oder Häkelsachen hast: Ich habe jetzt zum Beispiel eine Kaschmirjacke, und die ist wirklich an ihrem Lebensende, die kann man bald nicht mehr flicken. Und die werde ich nicht wegwerfen. Das ist einfach zu schade, Kaschmir wegzuwerfen, weil der größte Teil ist ja noch verwendbar. Die werde ich nicht wegwerfen, sondern ich werde die Teile, die noch gut sind, werde ich aufribbeln, und wieder glätten, und dann zu einem neuen Knäuel wickeln. Und dann mache ich mir was Kleineres natürlich, Neues draus. Also es gibt dann nicht mehr die ganze Jacke, aber vielleicht einen Schal.

Gabi

Oh, ich bin ja eine große… Also wer meinen Handarbeitsblog auch kennt, und meine Strickprojekte in den letzten Jahren, weiß, dass ich eine große Auftrennerin bin. Meistens, weil mir ein Projekt zuerst total gut gefällt, dann stricke ich das. Und dann ist es entweder zu klein, oder die Form passt nicht, oder irgendwie bin ich nicht zufrieden. Und dann ribbele ich das Ganze Garn wieder auf. Meine Freundinnen sagen immer, ich bin kein gutes Geschäft für die Wollgeschäfte, weil ich jedes Garn mindestens zweimal verwendet habe bisher. Aber das geht tatsächlich sehr gut, wenn man das feucht macht und spannt, glättet, dann kann man das wieder verwenden. Sehr gut.

Anja

Ja, und dann gibt es gebrauchte Textilien, die noch intakt sind. Und die kann man eigentlich einfach als Stoffe verwenden. Auch da eignet sich wieder Bettwäsche oder Vorhänge, Tischtücher, aber auch Bade- oder Handtücher. Die kannst du einfach als Stoff verwenden. Wir kommen dann später noch dazu, wo man die Sachen findet.

Gabi

Zum Beispiel Handtücher kann man ja wunderbar – oder habe ich auch schon gemacht – eine Lage Handtuch mit einer Lage Webware zusammengenäht, zum Beispiel als Spültücher verwende ich die gern. Oder eben Abschminkpad sind auch so Klassiker aus alten Handtüchern zu machen.

Anja

Genau das habe ich jetzt auch gerade in Arbeit, selber Spültücher zu machen.

Gabi

Oder auch eines der Projekte, die ich ja im Adventskalender (2022), wer dabei war, vorgestellt habe, war aus einer alten Bettwäsche so Einkaufstaschen nähen. Da kann man sich dann auch austoben noch mit Farbe, und besticken, und ich weiß nicht was alles. Aber gerade so große Flecke Stoff, da kann man wunderbar zum Beispiel Einkaufstaschen draus machen oder so.

Anja

Genau, oder eben auch Projekttaschen für die Handarbeit. Ich hatte ein durchgelegenes sehr schönes Leinen-Leintuch. Das hatte ich neu gekauft, das war nicht aus alter Zeit. Und nach etwa fünf Jahren war das in der Mitte durchgelegen. Die seitlichen Teile verwende ich als Ziervorhänge, da ist meine Technik dahinter versteckt, also meine Beleuchtung. Und dann oben und unten von der durchgelegenen Stelle hat es dann immer noch viel Stoff, und da habe ich mir so kleine Säcklein gemacht, wo ich meine Stricksachen darin aufbewahre.

Gabi

Na schön.

Anja

Und dann gibt es eben neue Materialien, die nicht verkauft wurden, den sogenannten „Dead Stock“. Das gibt es von Stoffen, Garnen, aber auch von Zutaten, die einfach in den Geschäften [übrig geblieben sind], oder gar nie in die Geschäfte kamen. Und dazu zähle ich auch die Möbelstoffkataloge, die es in den Möbelhäusern gibt. Die haben manchmal auch ziemlich große Probestücke, die die Kund:innen nach Hause nehmen können. Und die eignen sich gut für kleinere Projekte. W enn man so ein Täschchen machen will, geht das auch sehr gut. Da kann man einfach in Möbelhäusern nachfragen.

Gabi

Ja, einer meiner beiden Brüder hat mal gearbeitet in einem Möbelhaus, und der hat mich dann angerufen: „Oh, da gibt es einen Stoffkatalog. Du nähst doch! Soll ich den mitbringen?“ Und ich war: „Ah, wie cool!“ Das sind nämlich… Also was ich gehört habe, bei Möbelstoffen muss man ein bisschen aufpassen, wenn man das an die nackte Haut lässt. Weil gerade solche Möbelstoffe ja oft ausgerüstet sind – also gerade Leder – mit einem Plastiküberzug, damit das besser hält. Oder auch mit diversen … So, da kenne ich mich jetzt ehrlich gesagt zu wenig aus, was die Textiler alles.

Anja

So chemische Ausrüstungen halt. Sodass die Flecken zum Beispiel abperlen. Das ist eine Ausrüstung, die man macht.

Gabi

Ja, Teflon-Ausrüstung. Also ich habe gehört, man muss ein bisschen aufpassen, dass wenn man das an die nackte Haut lässt, also zum Beispiel auch Schuhe selbermachen, das ist ein großes neues Projekt von mir. Besser nicht mit so Möbelstoffen, weil man da einfach nicht weiß, was da an Chemikalien dran ist. Aber für Taschen, Kunstledertaschen oder so, wenn man was Größeres näht.

Anja

Das ist ein guter Hinweis. Ich erinnere mich gerade, als Kind hat mir meine Mutter so einen Rock genäht. Und das war ein Stoff, den sie geschenkt bekommen hatte, und ich glaube, das war eben so ein Möbelstoff. Ich erinnere mich, dass ich einmal als Kind in den Brunnen, in der Schule gestanden bin, und danach bin ich rausgestiegen und der Rock war trocken. Der ist überhaupt nicht nass geworden, weißt du? Das hat wie bei einer Ente so abgeperlt.

Gabi

Ah ja. Spannend.

Anja

Und dann, mein Lieblingsthema sind eigentlich so Nachlässe von Privaten. Also Leute, die verstorben sind und viel gehandarbeitet haben. Oder auch von Geschäften. Und, also da findet man ja wirklich einfach Kostbarkeiten an alten schönen Stoffen. Also schöne Leinenstoffe, manchmal noch bestickt. Oder wunderschöne Knöpfe. Und so Reißverschlüsse, die noch aus Metall und Baumwollstoff sind. Oder eben auch Scheren von sehr schöner, guter, schwerer Qualität. Also ich habe selbst sehr, sehr viel solches Handarbeitsmaterial, weil schon meine Großmutter war Schneiderin, meine Großtante hat auch viel gehandarbeitet. Und deshalb habe ich wunderschöne Scheren, einen Riesen-Knopfvorrat.

Gabi

Oh ja! Bei uns in Österreich gibt’s die CarLa – Caritas Läden. Und wer gerne so Second Hand stöbert… Ich bin zum Beispiel regelmäßig einfach nur so mal kurz zum Schauen dort in der Ecke. Und da haben die meistens so eine Ecke, da sind so Wollknäuelberge, auch zum Teil total verwirrt ineinander, weil die Wolle halt nicht auseinander sortiert ist, die kleinen Restknäuel. Da habe ich schon unglaubliche Mengen Stickgarne mitgenommen, die ja, wenn man sie neu kauft, wahnsinnig teuer sind. Und da in allen möglichen Farben, und Perlgarn, und Moulinégarn und was weiß ich was Garn. Also da bin ich immer so ein bisschen auf der Suche. Und auch wenn ich schon/ Ich lieb das einfach, in meinem Stash, also in meinem Vorrat hier, aus dem Vollen schöpfen zu können. Ich lieb das, wenn ein neues Projekt mir einfällt und dann habe ich einfach schon einen Leinengrund da zum Besticken, und dann habe ich 77 Farben, aus denen ich wählen kann. Ich mag das total gerne aus dem vollen Schöpfen, aber ich mag auch gerne, wenn ich das Gefühl habe, ich kann da jetzt noch was brauchen, was nicht weggeworfen wurde. Also ich bin so toll, weil ich rette diese ganzen Materialien! Die dürfen alle in meinen Vorrat kommen.

Anja

Ja, das stimmt, ich habe das auch so. Ich habe wirklich Wollgarne und Nähgarne und Stickgarne in jeder erdenklichen Farbe. Es gibt Leute, die kommen zu mir und sagen: „Hey, ich muss da was flicken, hast du eine passende Farbe?“ Und das Interessante ist ja auch, dass diese Materialien oft – also ich weiß nicht wie das bei euch ist – bei uns ist das oft sehr günstig zu haben. Weil die Wertschätzung überhaupt nicht da ist und die Leute keine Ahnung haben, was ein neues Stickgarn kostet. Und ich kann für für dreimal Nichts diese Sachen kaufen. Und wenn man neu diese Zutaten kauft, ist das ja unheimlich teuer. Ja, es ist einerseits ein Retten, und andererseits ist es wirklich auch günstig. Und das erlaubt dann wieder, dass man auch dann für ein neues Garn zum Beispiel halt mal etwas Teureres kauft, weil es gut hergestellt ist. Das gibt dann so eine Balance irgendwie, dass man unterm Strich eigentlich nicht mehr ausgibt, als wenn man günstige neue Sachen immer kaufen würde.

Gabi

Ja, und gerade aus Nachlässen, da sind ja einfach auch sehr oft Materialien von toller Qualität. Also wenn ich da schaue, bei der Bettwäsche zum Teil, da sind einfach so schwere, feste Leintücher zum Beispiel, die nicht unbedingt aus Leinen sind, meistens aus Baumwolle. Und manchmal auch so… Ach, hilf mir, wie heißt es jetzt mit dieser Webtechnik?

Anja

So Jacquard.

Gabi

Ja genau! Oder Damast.

Anja

Damast, wo so Muster eingewoben sind. Und da bin ich auch ein großer Fan und ich kann überhaupt nicht widerstehen, also weißt du. Ich bin ja schon minimalistisch. Aber wenn ich Damast sehe, mit einem schönen Muster, dann kann ich nicht widerstehen. Und ich stelle auch fest, dass es immer weniger wird. Eigentlich sehe ich es kaum noch. Also noch vor 20 Jahren habe ich das sehr oft gefunden und musste es mir regelrecht verbieten, noch mehr zu kaufen. Und jetzt geht das langsam zur Neige, und ich finde eigentlich keine neuen Damast-Stoffe. Sehr, sehr selten.

Gabi

Okay. Ja, vielleicht liegt es auch daran, dass die Nachlässe, die sowas hatten, schön langsam die Leute alle gestorben sind.

Anja

Ja, irgendwann ist das natürlich einfach aufgebraucht. Das ist ja klar. Weil es wird nicht mehr nachgemacht. Und das hat mich schon auch beeindruckt in der Folge mit Anita Pavani, dass sie eben sagt, dass die heutigen Stoffe einfach nicht mehr diese Qualität haben.

Gabi

Ja, die bedauert das sehr. Die ist da sehr im „Früher waren die Stoffe besser. Früher hat man tollere Qualitäten bekommen, auch aus der ganzen Welt.“ Und an was ich jetzt auch denken musste, war die Folge mit Kathi vom Woll-Habitat, wo wir ja über nachhaltige Strickgarne gesprochen haben. Also was bedeutet da Nachhaltigkeit, und was sind Quellen für gute Strickgarne, wenn man jetzt welche neu kaufen würde? Aber wir sind ja jetzt weiterhin heute mal noch bei den Second Hand Materialien.

Anja

Genau. Dann komme ich zur letzten Quelle. Das sind noch die Abfälle. Das tönt jetzt nicht so verlockend, aber dem ist überhaupt nicht so. Ich habe viele Textilabfälle. Also das sind einerseits aus der Textilindustrie die Webkanten. Das funktioniert so, dass wenn ein Stoff gewoben wird oder auch gestrickt, dann werden maschinell gleich bei der Herstellung die Kanten abgeschnitten, und die landen dann seitlich so in einer Tonne. Und das sind dann so ganz lange Fäden, so wie diese dicken Strick- oder Textilgarne. Ich bin mir eben nicht sicher, ob das nicht einfach nur diese Webkanten sind, die abgeschnitten werden. Und wenn es gewoben ist, dann sind die so zerfranzt, und aus denen kann man wunderbar zum Beispiel so Teppiche nähen. So Franz-Teppiche werden das. Das habe ich früher mit Kindern gemacht. Und ich denke, das eignet sich jetzt vielleicht eher für Lehrpersonen, oder Institutionen, oder auch Kleinunternehmen. Und dann gibt es eben auch Garnen und Stoffe zu kaufen, die aus recycelten Textilien sind. Das sind ja eigentlich auch textile Abfälle, und die kann man wie in Anführungszeichen „neu kaufen“, aber die sind aus Abfällen gemacht.

Anja

Und dann gibt es eben noch, das ist eine neuere Kategorie, das Liegengelassene. Also ich sehe das: An so Festivals, gibt es viele Leute, die lassen ihre Zelte einfach liegen. Weil die sind so günstig, dass es sich einfach nicht lohnt, das abzubauen und in der Stadt dann rumzutragen. Die lassen das einfach stehen.

Anja

Ja, das habe ich auch gehört.

Anja

Und ich habe eine Arbeitskollegin, also eine Handarbeitslehrerin, die macht dann mit ihren Schülern, näht die da Sachen draus, aus so liegengelassenen Zelten. Und dann gibt es auch Gummiboote. Ich wohne ja an einem Fluss. Und es gibt auch viele Leute, die sind zu faul ihr Gummiboot mitzunehmen. Die lassen es einfach liegen.

Anja

Nein!

Anja

Doch, wirklich, so ist das. Hey, so ein Gummiboot kostet 50 €. Die fahren zu viert runter. Was soll man das nachher trocknen, zusammenrollen, mitnehmen? Naa.

Gabi

Tatsächlich! Okay.

Anja

Ja, so ist das. Und da gibt es auch eine Firma in Bern jetzt, aus diesen liegengelassenen Gummiboten machen die Taschen. Ja, das ist eben vielleicht eher ein bisschen für so Kleinunternehmen, aber ich finde es trotzdem auch irgendwie interessant. Manchmal sieht man was und denkt: „Ah ja! Genau! Da könnte ich eigentlich was draus nähen.“ Auch aus einem Schirm zum Beispiel.

Gabi

Oh ja!

Anja

Diese neuen Schirme, die gehen ja so schnell kaputt!

Gabi

Das ist richtig.

Anja

Die haben eine Lebensdauer manchmal von nicht mehr als zwei Wochen. Und dann kannst du diese Stücke in deinen Stash aufnehmen und was daraus nähen.

Gabi

Ja, auch dazu habe ich etwas. Eine der meist aufgerufenen Anleitungen tatsächlich auf meinem Handarbeitsblog, den ich jetzt schon seit acht Jahren betreibe, ist, wo ich eben aus einer Schirmhülle eine Einkaufstasche genäht habe. Ich hatte so eine Einkaufstasche gekauft, lustigerweise in einer Buchhandlung an der Kasse war das so quasi zum Mitnehmen. Die habe ich immer noch, die habe ich sicher schon vor zehn Jahren gekauft. Und dann lag da dieser kaputte Schirm daneben! Ich mag solche Projekte, wo sich eins zum anderen fügt. Man hat eine neue Tasche, die so praktisch klein zusammenrollbar ist. Daneben ist der Schirm, der ist eigentlich aus einem ähnlichen Material, und dann war diese Idee sehr naheliegend. Und dann später, weil du gesagt hast, bei einem Festival ist das Zelt liegen geblieben: Unsere damaligen Nachbarn, die waren im Urlaub campen, und das Zelt wurde einfach kaputt, das Gestänge. Das war so ein „Wurfzelt“, das man nur hinschmeißen musste, das geht auf. Aber es ist dann nicht mehr aufgegangen. Und sie wollte es wegschmeißen, und ich sage: „Oh nicht, nein!“ Und habe dann eben aus dem Material, ich glaube auch zwölf Einkaufstaschen oder sowas genäht.

Anja

Ja, das gibt ja wirklich viel.

Gabi

Richtig viel Material geht aus sowas raus, aus so einem Zelt. Und es ist einfach so schade. Ich muss mich dann auch zurückhalten in letzter Zeit, dass ich nicht zu viele Stoffe rette. So viel kann ich gar nicht verarbeiten, wie ich da retten könnte. Aber grundsätzlich daran zu denken ist schon eine gute Idee.

Anja

Ja, mir fällt ein, ich habe eben auch einen Blogartikel zum Thema „Ich war mal“. Ich war mal eine Hose. Ich war mal ein Bettlaken. Ich weiß es nicht mehr auswendig. Ich ergänze das laufend. Da sind noch nicht so viele Sachen drin. Aber das lohnt sich, da immer wieder mal reinzuschauen, was man alles retten kann und was man daraus machen kann. Der Artikel heißt „Ideen für selbst gemachte nachhaltige Geschenke“. Den findet man sonst vielleicht nicht so.

Gabi

Alles gut. Wir werden ihn finden. Das verlinken wir auf jeden Fall. Und was ich auch mal gesehen habe, das war total witzig: Eine Bekannte hat aus Schwimmflügeln/ also ihre Kinder konnten dann schon schwimmen, und sie hatte noch diese Schwimmflügel. Und aus dem hat sie sich tatsächlich eine Umhängetasche genäht, wo noch dieser Stoppel, wo man eigentlich Luft rein bläst, noch so abstand. Das war total witzig. Man hat einfach tatsächlich noch gesehen, das war mal ein Schwimmflügel. Und sie hatte dann eine wasserfeste Umhängetasche sich daraus genäht. Das fand ich auch eine total witzige Idee.

Anja

Ja, da haben wir auch ein Unternehmen, die machen so Geldbeutel daraus, hier in Bern. Die bekommen die direkt vom örtlichen Schwimmbad geliefert. Die ganzen liegengelassen Handtücher, das gibt es natürlich auch. Die machen eben aus den Handtüchern diese Abschminkpads und solche Sachen. Und was auch ein gutes Material noch ist, sind kaputte Veloschläuche. Da gibt es auch eine Frau hier, die macht auch Taschen aus diesen Schläuchen.

Gabi

Fahrradschläuche?

Anja

Ja genau, Fahrradschläuche. Das wäre jetzt auch noch zum Abfall. Ja, genau.

Gabi

Ach, und da fällt mir dazu ein, dass meine Freundin Martina, die Taschenschnitte herstellt – Machwerke heißt der Blog – die verarbeitet nicht nur Fahrradschläuche, die verarbeitet auch Feuerwehrschläuche tatsächlich.

Anja

Ah ja, genau.

Gabi

Ja, die hat sich irgendwie einen Feuerwehrschlauch organisiert, und hat dann aus Feuerwehrschläuchen auch so kleine Körbchen genäht. Das ist ein ganz, ganz dickes Material. Da braucht man dann tatsächlich auch so eine, sie hat so eine Spezialnähmaschine vom Schuster.

Anja

Ja so eine Industrienähmaschine.

Gabi

Genau, so was hat sie. Da würde dann meine normale Haushaltsnähmaschine eher streiken. Aber die Martina verarbeitet auch so was und ist immer auf der Suche nach so ganz kräftigen, starken Materialien, wo dann auch sehr, sehr starke langlebige Sachen draus genäht werden können.

Anja

Ja, und da fällt mir auch ein, ich habe so eine alte Bernina Nähmaschine aus den 80er Jahren oder so. Und das kann man natürlich auch Second Hand finden, eine Nähmaschine. Allerdings muss man da ein bisschen aufpassen, dass sie wirklich in einem guten Zustand ist, weil man die Ersatzteile eben nicht mehr finden kann. Aber die alten Maschinen, die sind eben wirklich viel robuster und die können viel besser durch so dickes Gewebe nähen als die neuen elektronischen. Die können das weniger gut. Die können anderes besser, aber diese Robustheit für dicke Stoffe haben die weniger.

Gabi

Sehr cool. So, ja. Jetzt ist natürlich die Frage: Tolle Ideen, aber wo kriege ich denn solche Materialien her, wenn ich welche finden will? Und dazu hast du ja – also unglaublich – eine ganz lange Liste von Quellen recherchiert. Ich bin völlig beeindruckt, was du da alles gefunden hast. Und diese Liste ist jetzt auch so lang, dass ich gar nicht alles aufzählen würde. Das wäre jetzt einfach tatsächlich zu lang und auch wahrscheinlich fad zum Zuhören. Vielleicht wollen wir ein paar erwähnen, und den Rest kann man sich dann einfach bei dir als Liste runterladen auf deinem Blog. Da werden wir dann auch den Link in die in die Shownotes geben. Also wo kann ich denn solche Materialien herbekommen?

Anja

Genau. Also so die gebrauchten, beschädigten Textilien ist klar: Die hast du selbst im Haushalt oder von Nachbarn. Du hindert die Leute einfach aktiv daran, ihre Sachen wegzuwerfen. Und dann die gebrauchten, intakten Textilien, die findest du auf Flohmärkten, in Brockenhäusern, in der Schweiz sagt man so, in Sozialkaufhäusern, bei der Caritas und Kostnixläden. Oder es gibt auch diverse Onlineplattformen für Second Hand Kleidung. Ja, so findest du Textilien vor Ort oder eben auch online. Und dann alles, was nicht genutzte Neuware und Nachlässe ist, da wird es dann eben ein bisschen komplexer. In der Schweiz gibt es so Materialmärkte: Das ist eine Mischung zwischen Second Hand Stoffgeschäft und Second Hand Baumarkt, eigentlich. Und das heißt Offcut. Und das gibt es in verschiedenen Schweizer Städten. Sehr, sehr empfehlenswert! Und in Deutschland habe ich in Berlin und in Leipzig etwas Ähnliches gefunden. Und in Wien auch noch was. Also in Wien, das heißt Recyclingkosmos. In Berlin gibt es verschiedene und in Leipzig auch zwei.

Gabi

Dieses OffCAD, das habe ich ja voll spannend gefunden! Als du mir das gesagt hast, habe ich mal reingeschaut. Da gibt es ja so wirklich körbeweise Garne, Reißverschlüsse, aber auch keine Ahnung, wie heißen diese Kugeln, wo man irgendwas reinsteckt, also so Kunststoffkugeln?

Anja

Styropor.

Gabi

Genau! So Styroporkugeln und Holzkugeln. Aber auch glaube ich Nägel, also wirklich die ganze Bandbreite von Material, die man brauchen kann fürs Heimwerken auch. Das fand ich ein extrem spannendes Konzept. Und oft gibt es ja, glaube ich, bei solchen Dingen dann auch Kurse, die man dort besuchen kann.

Anja

Genau das ist mir auch aufgefallen. Nahezu alle diese Orte bieten auch irgendwelche Art von Kurse an. Und das Offcut, jedenfalls das in Bern, ist schon ziemlich textil ausgerichtet. Also es ist weniger Baumarkt als textile Fundgrube. Und es ist ein Mix aus Neumaterialien, also Dead Stock und eben wirklich auch Nachlässen. Also man findet wunderschöne alte Sachen und auch ganz normale neue. Und es ist günstig. Günstiger als neue Ware. Und es ist sympathisch, es macht Spaß, dort reinzugehen. Es ist toll.

Gabi

Ja, super.

Anja

Also ich schaue immer zuerst dort, bevor ich was Neues kaufe. Und ich gehe dort auch regelmäßig hin.

Gabi

Ja, das ist aber auch gut, solche solche Quellen zu wissen! Mal zu schauen, wo gibt es das überhaupt? Weil wenn ich gar nicht weiß, wo ich hingehen kann, dann habe ich auch nicht die Möglichkeit, als erstes dort hinzugehen. Aber ich finde es großartig. Ich finde ja, dass es solche Initiativen noch mehr geben sollte, auch in Deutschland und Österreich.

Anja

Also ich denke, das wird auch noch mehr kommen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und ich habe eben so eine Ober-Organisation gefunden. Das habe ich bei Offcut eben nachgefragt, und die haben mir einen Link gegeben, das heißt material-initiativen.org, und dort ist eigentlich alles aufgeführt, was es gibt. Und dort habe ich diese Adressen in Berlin, Leipzig und Wien auch gefunden. Und da hat es noch vieles anderes, was aber dann eben eher so Baumarkt-Sachen sind. Und das habe ich dann nicht aufgenommen.

Gabi

Nein, für unsere Zwecke hier nicht wichtig.

Anja

Genau, ja. Aber ich bin mir sicher, das erweitert sich laufend. Es ist sicher eine gute Anlaufstelle, dort immer wieder mal reinzuschauen. Und ich habe das Gefühl, das liegt in der Luft, da kommt noch mehr. Bin ich mir ziemlich sicher.

Gabi

Ja, dazu fällt mir jetzt auch diese EU-Initiative für Kreislaufwirtschaft. Da gibt es von der EU Vorgaben, die jetzt schön langsam umgesetzt werden müssen, in allen EU-Mitgliedsstaaten. Das gilt jetzt nicht für die Schweiz, aber die Schweiz kann ja trotzdem mitmachen.

Anja

Die hinkt dann hinten nach.

Gabi

Oder bei Offcut, ich finde, Offcut hinkt jetzt nicht so hintennach. Das ist eine gute Initiative.

Anja

Was ich auch interessant finde, ist: Wenn man in Urlaub fährt, in eine Stadt, dann kann man ja eben zuerst auch mal auf diesem Portal schauen: Hat es in dieser Stadt was Interessantes? Und dann dort auch mal hingehen.

Gabi

Ja. Das kann man auch am Textilportal im Übrigen, bevor man auf Urlaub fährt, mal schauen: Was gibt es denn da? Was sind denn da für Einträge in der Stadt oder in der Gegend, wo ich hinfahre?

Anja

Ja, genau. Weil mich interessiert das eigentlich am meisten, wenn ich in eine Stadt fahre, dann will ich immer wissen, was es dort für coole Geschäfte gibt für Garne und Wolle. Und wenn ich mal nach Berlin gehe, da werde ich auf jeden Fall einfach dort hingehen. Das sieht supercool aus.

Gabi

Ja, und sollte ich mal nach Bern kommen, muss ich unbedingt zu Offcut, glaube ich.

Anja

Ja unbedingt. Also das gibt es auch in Basel, in Luzern, Zürich und Sankt Gallen.

Gabi

So viel zum Thema Minimalismus.

Anja

Ja, genau. Und dann gibt es auch sehr coole Adressen online. Da wäre einmal „Stoffetauschen“. Die haben Stoffe, Schnittmuster, ein bisschen auch Garne, aber das ist noch nicht so belebt. Auch so Nähzubehör und Bücher. Und das kann man wirklich eifrig weitersagen, weil ich glaube, je mehr das genutzt wird, umso besser funktioniert es auch. Das ist sehr praktisch, weil es hat gute Filterfunktionen, wo du sehr gezielt suchen kannst. Und da habe ich auch noch ein zweites Portal gefunden, das kannte ich auch noch nicht. Das heißt stoffe-kleinanzeigen.de. Und das ist eigentlich genau das Gleiche. Und dann habe ich mir sagen lassen, dass viele auch über Ebay Kleinanzeigen suchen, oder Österreich bei Willhaben. Und das geht auch, das kann auch ziemlich gut gefiltert werden. Und da hat es auch eine große Auswahl.

Gabi

Ja, ich habe eine ganz liebe Freundin, die ist Patchworkerin, und die hat immer wieder größere Stoffpakete aus Nachlässen oder Stoffresten gekauft. Gerade für Patchworkerinnen ist es glaube ich sehr interessant. Da ist manchmal ein Überraschungspaket, da weiß man nicht so ganz genau, was jetzt alles drinnen ist. Aber gerade das kann ja extrem spannend sein, gerade wenn ich eben Patchwork mache und mit Second Hand Stoffen dann auch arbeite. Ich finde das total super. Ich finde auch Stoffe tauschen super. Wir haben in unserer Nähgruppe oft, dass jemand was mitbringt und sagt: „Diesen Stoff werde ich einfach nicht mehr verarbeiten, mag ihn jemand haben?“ Und irgendwie gleicht es sich dann aus, wenn man mit der Freundin dann auch tauscht.

Anja

Es gibt noch eine Reihe anderer Quellen, da werde ich nicht mehr drauf eingehen, aber ich habe auch noch einen kritischen Hinweis. Es gibt wirklich auch sehr viele Facebookgruppen, das sind so Tauschmarktplätze. Da hat es eben keine Filterfunktion, da scrollst du dich ewig durch, das finde ich ein bisschen mühsam. Und was mich dort auch irritiert: Da habe ich das Gefühl, die Leute kaufen einfach viel, weil es ist günstig, und sie wissen, dass sie es dort wieder loswerden können. Das läuft gut, das hat wirklich einen großen Umlauf. Da wird viel angeboten und viel gekauft. Und das stört mich, weil die verkaufen das teilweise ziemlich teuer. Mir kommt das vor, als wäre das fast wie zum Neupreis. Und das finde ich irgendwie nicht unterstützenswürdig. Das heißt ja: Ich kauf sorglos alles, was mir unterkommt, weil ich kann es ja dort dann einfach wieder weiterverkaufen. Das mag ich irgendwie nicht. Dort ist eine Stimmung, die gefällt mir irgendwie nicht.

Gabi

Ja, ich glaube, das gilt vor allem für so Designerstoffe, von denen es nur gewisse Auflage gibt, wo halt dann Manche ein paar Meter mehr kauft, um es zu haben. Und dann welche ganz gezielt auf der Suche nach diesem und jenem Designerstoff sind, der so und so heißt, von der Marke XY. Und dass die dann tatsächlich auch zu relativ hohen Preisen weitergehandelt werden, wo es halt tatsächlich nur.. Also wo es eine Verknappung gibt, weil nur eine gewisse Anzahl Meter produziert wurde, von dem Stoff. Und wenn man dann noch was braucht von dem, um vielleicht noch einen Ärmel oder so machen zu können, dann sind die Preise auch ziemlich hoch. Gerade bei Designerstoffen habe ich das Gefühl.

Anja

Aber sonst ist es natürlich günstiger, die Stoffe gebraucht zu kaufen. Die sind ja nicht gebraucht, die sind ja neu. Und für Garne finde ich auch sehr interessant, das kannte ich auch nicht, auf Ravelry kannst du gezielt nach einer Marke suchen, oder einem Garn in dem Stash von anderen. Das heißt, wenn ich jetzt ein Projekt fertig gemacht habe, und dann habe ich noch zwei Knäuel übrig, und ich weiß, das werde ich nicht mehr verwenden: Dann kann ich das öffentlich einsehbar machen, oder wie zum Verkauf anbieten. Und andere Leute können da eben ganz gezielt nach Farbe, nach Marke, nach Dicke und so suchen. Finde ich sehr spannend. Macht allerdings natürlich nur Sinn, wenn das in der Nähe ist, also sprich: so in Europa. Ich würde jetzt nicht irgendein europäisches Garn aus den USA kommen lassen. Das finde ich dann macht keinen Sinn.

Gabi

Um die halbe Welt schicken lassen. Ja, das habe ich tatsächlich noch gar nicht genutzt. Ich habe zwar teilweise meinen Stash dort auch wirklich angelegt, in Ravelry. Und das ist auch deswegen spannend, weil ich ja, wenn ich da ein Strickmuster sehe, dann auch Empfehlungen dabei sind, mit welchem Garn das gestrickt ist. Oder ich bei anderen, die das gestrickt haben, nachschauen kann, was haben die für ein Garn verwendet. Aber dass ist tatsächlich dort nach einem/ Ich kann mir gut vorstellen, wenn man genau eine gewisse Farbnummer mit einer gewissen Färbenummer… Also wenn man das genau wieder haben will, damit es wirklich dasselbe Farbbad war. Damit man nicht den Übergang sieht zwischen wo das neue Knäuel angefangen hat, dann ist das sicher sehr praktisch. Genau.

Gabi

Ja, super. Boah, da ist richtig viel Information zusammengekommen. Ich finde es wirklich großartig, wie vielfältig, wie sich da so ein neuer Raum irgendwie öffnet, so ein Tor öffnet, und dann hat man plötzlich ganz vielfältige Möglichkeiten, sich mit Second Hand Material fürs Handarbeiten. Du selber bietest auf green-needle.com bald Handarbeitskurse an. Die sind dann mit ausführlicher Anleitung und Video. Noch gibt es, glaube ich keine, aber das ist tatsächlich nur mehr eine Frage der Zeit, bis deine ersten Kurse online gehen, oder?

Anja

Ich hoffe es. Wenn ich mich begrenzen kann mit meinen Recherchen, ist es nur noch eine Frage der Zeit.

Gabi

Sehr gut. Das heißt, es lohnt sich auf deine Website immer wieder mal zu schauen, deinen Newsletter zu abonnieren, damit man dann einfach informiert wird, wenn es bei dir mit den Kursen auch startet. Und in der Zwischenzeit kann man sich wunderbar umschauen in deinem Blog und ganz viele spannende Artikel lesen zu Nachhaltigkeit im Handarbeiten.

Gabi

Herzlichen Dank, dass du da warst und viel Erfolg für deine weiteren Projekte, liebe Anja.

Anja

Ja, vielen Dank.

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1 Kommentar zu „Quellen für Second Hand Handarbeitsmaterialien (Podcast #022)“

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